Pause ist Pause, oder?

Aus den Untiefen des Homeofficeuniversums: Schon mal von Jeffrey Toobin gehört? Der CNN-Rechtsanalytiker und Autor für den New Yorker nahm über Zoom zusammen mit anderen Mitarbeiter*innen des Magazins an einer kreativen „Wahlsimulation“ teil. Eine New Yorker-Mitarbeiterin spielte dabei Donald Trump; Toobin spielte „die Gerichte“. In einer Arbeitspause wechselte Toobin ins sehr Private, zu einem zweiten, telefonsexartigen Videocall. Er entblößte sich und wurde autosexuell aktiv – Pause ist Pause –, allerdings gut sicht- und hörbar für die Teilnehmer seines ersten Videocalls. Er hatte geglaubt, seinen Video-Feed aus- und sein Audio auf „stumm“ geschaltet zu haben, wie er später so kleinlaut wie glaubwürdig erklärte. Zügig nach dieser Aktion wurde Toobin von seiner Position beim New Yorker und von seiner Rolle als Nachrichtenanalyst bei CNN suspendiert (inappropriate behaviour). Das und Schlimmeres kann passieren, wenn Wohnungen zu Arbeitgeberbüros werden, ständiges Überwachtsein der Normalfall ist – und akute Zoom-Drömeligkeit dazu kommt. Via TabletMag

An den Augenbrauen sollst du sie erkennen

Der Ig-Nobel Prize (ignoble, englisch-/französisches Wortspiel: ignob-le ‚unwürdig‘, ‚schmachvoll‘, ‚schändlich‘), wird seit 1990 jährlich von der in Cambridge (USA) erscheinenden Zeitschrift „Annals of Improbable Research“ ausgelobt und an der Harvard-Universität überreicht. Bedingungen für eine Nominierung sind: Die wissenschaftliche Entdeckung, die man präsentiert, kann nicht wiederholt werden. Und: Das Forschungsthema muss absolut neuartig sein – niemand darf vorher eine ähnliche wissenschaftliche Arbeit abgeliefert haben. So werden immer wieder bizarr anmutende wissenschaftliche Projekte und Arbeiten prämiert. Denn die sendungsbewusste Idee hinter dem Preis lautet: Menschen erst zum Lachen, dann zum Nachdenken – und schließlich dazu bringen, sich für Wissenschaft, Medizin, Technologie zu interessieren. Die lg-Preise wollen nach Angaben der Veranstalter das Unübliche feiern und das Fantasievolle ehren, der Fest-Rahmen ist üblicherweise entsprechend. Echte Nobelpreisträger in echten weißen Laborkitteln überreichen die Preise. Jeder Preisträger hat eine Minute, um sich zu bedanken und seine Forschung kurz zu erläutern. Wer das Zeitlimit überschreitet, wird abgewürgt mit den Worten: „Bitte aufhören. Langweilig.“ Dieses Jahr musste die Gala allerdings erstmals als bloße Onlineveranstaltung stattfinden. Bisschen lamer als sonst, aber immer noch deutlich undröger als alle anderen Preisverleihungen. Der Preis für Materialwissenschaften ging übrigens an ein Team aus den USA und Großbritannien für den Nachweis, dass man aus gefrorener menschlicher Kacke kein funktionstüchtiges Messer fertigen kann. Den Preis in der Kategorie Psychologie erhielten Miranda Giacomin and Nicholas Rule für die Entwicklung einer Methode zur Identifizierung von Narzissten durch Untersuchung ihrer Augenbrauen.

Bukowski ist 100

„Am College hatte ich mal aus Verlegenheit einen Kurs in Creative Writing belegt. Das waren Schwuchteln, Baby. Alberne, affektierte, lapprige Wundertiere. Sie schrieben Gedichte über allerliebste Spinnen und Blumen und Sterne und Familienpicknicks. Verglichen mit diesen Schlaffis waren die Girls im Kurs die reinsten Bierkutscher, aber ihre Schreibe war genauso mies. Der Dozent hockte im Schneidersitz auf einem gehäkelten Teppich, die Augen glasig vor Dummheit und Apathie, und sie versammelten sich um ihn und himmelten ihn an, die Weiber mit weiten weheneden langen Röcken und die Jünglinge mit ihren verkniffenen kleinen Ärschen, die vom letzten Besuch in der Sauna noch nachzitterten. Sie lasen sich ihre Verse vor und kicherten und nölten rum und tranken Tee und aßen Plätzchen dazu. Ja, lacht ihr nur. Ich kam erst gar nicht dazu. Ich saß alleine an der Wand, hohläugig und verkatert, und kämpfte mit dem Schlaf. „Bukowski“, fragte eines Tages der Dozent, „warum sagen Sie nie etwas? Was denken Sie?“ „Alles Stuss“, sagte ich. „Seit Monaten höre ich hier nichts als Stuss.“ Und das war das beste Gedicht des ganzen Semesters.“ (Aus:  Ein schlampiger Essay über das Schreiben und das verfluchte Leben, Maro Verlag)

Covidiot*in!

Via urbandictionary: Covid-19 verändert auch unsere Sprache. Ein Covidiot/eine Covidiotin ist zum Beispiel eine Person, die während der Covid-19-Pandemie gesunden Menschenverstand, Anstand, Wissenschaft und professionellen Rat ignoriert.

Arthur spielt mit seinem Leben

Via The Paris Review: „Arthur Cravan’s real name was Fabian Avenarius Lloyd; he adopted myriad pseudonyms and aliases during his short life. He was born in Switzerland, in 1887, to Irish and British parents with whom he had a tumultuous relationship, though he was immensely proud that his aunt Constance was Oscar Wilde’s wife. In his early teens, Cravan came to regard the familial link to the world’s most disreputable genius as proof that he was destined for a life of fabulous infamy.“

Aus der Reihe „Phantastische Krankheiten“: Newyorkitis

Via laphamsquarterly: „New York was a place of substantial flux and chaos when Newyorkitis was first published. Between 1870 and 1900 over twelve million immigrants arrived in the United States, and more than 70 percent of them entered the country through Manhattan, which became known as “the Golden Door.” This continuous stream of people meant more noise, more traffic jams, more pollution, and more sanitation problems. At the same time innovations and expansions in steamship and railroad infrastructure increased trade in the region; almost 70 percent of all U.S. imports entered via Manhattan by 1884. Technological inventions such as electric lights and wireless radio changed the pace of society and the length of time people could spend working. New York became known as the capital of commerce, opportunity, modernity—but also the epitome of the fast life in a way that both excited and frightened people, whether they lived in the city or watched it from afar. And it was this buzz, this extreme growth and new style of living, that invited questioning and analysis; it provided an opportunity for ideas like those in Girdner’s Newyorkitis to catch on and spread like a disease.“

Nie gekannte Zärtlichkeit ist erwacht

Rocko Schamoni hat auf seinem jüngsten Meisterwerk „Musik für Jugendliche“ einen Song des italienischen Singer-Songwriters Lucio Battisti von 1973 wie soll man sagen: gecovert. Der Text liegt im Original schon so exakt schamonihaft daneben, dass er ihn nicht selbst erfinden musste. Ein Auszug:

Unser freies Lied

Neue Impressionen
neue Emotionen
nie gekannte Zärtlichkeit ist erwacht
wir hören nicht, was manche Leute sagen
wir sagen nichts, wenn manche Leute fragen
wir gehen einen anderen Weg – den Weg unsrer Liebe.

Hier in dieser Welt
die gefangen ist
singen wir ein freies Lied du und ich
eine wahre Liebe
fern von jeder Lüge
ein Symbol der Ehrlichkeit dein Gesicht.

Geliebtes Mädchen
du weißt nicht, wohin du gehen willst
doch wohin auch immer – ich werde mit dir gehen – wenn du es willst.